Die bisherigen Stadtdurchfahrten, organisiert vom LRV, fanden eigentlich im Mai statt. In diesem Jahr wurde die Stadtdurchfahrt im Rahmen des Wanderrudertages des DRV auf den September gelegt. Natürlich ist das noch kein Grund, nicht auch dieses Jahr mit einem muskelbetriebenen Boot das „Zentrum der Macht“ zu durchrudern. Aber eben ein anderer späterer Termin.
Woran es auch immer lag, die Teilnehmerliste füllte sich nur sehr mühsam. Es fanden sich letztlich 9 wackere Teilnehmer für die Fahrt, um insgesamt die ca.62 km Strecke in Angriff zu nehmen.
Aus der Erfahrung des letzten Jahres, als wir die gesamte Strecke an einem Tag durchrudert hatten, wollten wir dieses Jahr das Boot schon mal 10 km in Richtung Stadt zum SCBK „vorlegen“. An dieser Stelle sei dem SCBK gedankt,
a) für die tatkräftige Hilfe beim Raustragen und Drehen des schweren Phönix (B-Gig Achter) und
b) für die Möglichkeit das Boot dort 2 Tage bis zum Samstag zu lagern.
Am Tage der eigentlichen Durchfahrt standen immer noch ca. 52 km mit 3 Schleusungen vor den Teilnehmern
Apropos Teilnehmer: Wie schon erwähnt gestaltete sich die Besetzung der Boote (geplant und angemeldet waren zwei Boote) doch etwas schwieriger, da sich z.B. die Freizeitruderer nicht mehr dafür einbrachten und gleichzeitig einige potentielle Mitstreiter bei den (hektischen geruderten) FISA World Masters in Banyoles verweilten. Dem ruderischen Nachwuchs passt das wohl nicht in das sportliche Profil, Und vielleicht fehlt auch das Zutrauen in die eigene Stärke, eine Strecke von über 50 km an einem Tag im schweren Gig-Boot zurückzulegen. Aber letztlich und nach einigen zusätzlichen Absprachen haben sich dann doch 9 wackere Mitstreiter für den Achter gefunden.
Kurzer Dank auch an Bianca, Luc und Raimund, die trotz ihrer Handicaps (Trainingsrückstand, Armfraktur und Knie) uns geholfen haben, bereits am Donnerstag den Phönix in die Startposition zum SCBK zu rudern.







Zum Tag der Stadtrundfahrt war dann der Achter voll besetzt.
Hier besonders vermerkt: 2 im Frühjahr für das Rudern gewonnene Novizen)*1, haben sich auf die Challenge eingelassen (und wie es schien das auch nicht bereut).
Der „Rest“ der Achtermannschaft war jedenfalls froh (und stolz), dass die beiden mit uns die Strecke zum „Erlebnis“ gemacht haben. Und tatsächlich ist die Strecke durch die Stadt jedes Mal wieder ein unbeschreibliches Erlebnis, ob der unglaublichen immer wieder neuen Eindrücke, die man dabei sammeln kann.Der erste Teil bis zur Mühlendammschleuse (ca. 13km) mit dem Abstecher durch den Schritt der Molekular Men kurz hinter der Elsenbrücke ging dann auch recht flott voran. Hier merkte man schon, dass der Maitermin ohne Wanderrudertreffen doch der bessere Zeitpunkt für eine solche Fahrt ist. Die vom Wanderrudertag organisierten Boote wurden zufällig gemischt zusammengestellt und beherrschten das Feld, so das immer eine gute Kennenlernatmosphäre )*2 auf dem Wasser bestand.
Nach dem ganzen gelesenen Text denkt vielleicht nun der geneigte Leser, dass die geruderten Kilometer die Herausforderung sind, aber nein – es sind die Schleusungen. Aber auch hier ist es nicht der Schleusenvorgang an sich: Einfahren, Festmachen, Senken, Heben, Ausfahren (mit der an der Mühlendammschleuse ziemlich „traurigen“ Untermalung des Schleusenvorganges durch eine Blaskapelle (in Moll….)), sondern es ist die ablaufende Zeit dabei. Währenddessen die geruderten Kilometer auf den Etappen (13, 10, 10, 10, 10 km) recht schnell vergingen, haben es die Schleusen wegen der möglichen langen Wartezeiten in sich. Wir hatten Glück und konnten in die erste Schleuse gleich direkt einfahren! Auch Schleuse Nummer zwei nahm uns mit der nächsten Schleusung nach Ankunft mit. In Neukölln bei Schleuse Nummer drei schlossen sich aber die Tore, nachdem wir gerade angekommen waren… Fast 3h haben wir vor, an und in den Schleusen zugebracht. Ein Zeitfaktor, der unbedingt zu berücksichtigen ist.
Nun will ja der gemeine Ruderer auch die Stadt schön durchrudern und nicht nur „stoppen“. Der schwere Phönix war gerade wieder in Schwung, da ertönte schon wieder das Kommando „ohne Kraft“ bzw. „Ruder halt“, da es einen Stau durch ein Photoshooting veranstaltende Boote, am besten noch nebeneinander, von rudernden „Landeiern“ in der Bundesmetropole gab. Für den Stau geplagten Hauptstädter natürlich nervend und für die Steuerleute an den Seilen herausfordernd.
Auch herausfordernd: Muskelbetriebene Sportgeräte auf dem Wasser, die eben nicht hintereinanderfahren, sondern in voller Breite nebeneinander, weil sie sich viel zu erzählen haben und ihr Staunen über die Hauptstadt im Gesicht ablesen wollen. Vier Kanus nebeneinander im Landwehrkanal sind da schon für einen Gig Achter Steuermann eine Herausforderung… Aber auch diese wurde von Sascha mit einem Lächeln gemeistert.
Ein weiterer Hinweis: Ernennt für diese Fahrt einen Brückenverantwortlichen! Bei über 120 Brücken)*3, kann man da schon mal im Rahmen der Zählung durcheinanderkommen.







Für uns ging es also ca. 9:00 vom SCBK los zur Mühlendammschleuse, danach die Spreebögen bis zum Landwehrkanal, Unterschleuse, den Kanal weiter durch Tiergarten, Charlottenburg, Kreuzberg, vorbei an Treptow durch Neukölln zum Schifffahrtskanal, Dann Neuköllner Schleuse: letzte und längste Schleusung für 30cm nur Wasserspiegelunterschied. Von da den Britzer Zweigkanal mit einem kurzen Brückenexkurs zum Brückenneubau Markgrafbrücke – durch Fachpersonal an Bord!
Natürlich dann doch noch ein heftiger Regenguss auf dieser Fahrt kurz vor dem SCBK. Dafür gab es dort gegen 16:00 einen hervorragenden warmen Kaffee (und die Verabschiedung von Henry zum Familientermin). Dann für den Rest der Truppe die 10 km nach Hause zu Siebent und neben einem nervigen Motorboot. Am Ende bei Rotation das Boot rausnehmen und putzen (in guter Harmonie). Mit dem gemeinsamen Schauen des Videostreams der Banyolesfahrer ging für uns im Bootshaus die Fahrt zu Ende. Wer noch Interesse hat, kann sich das alles von:
Micha F., Ariella, Henry, Ulf, Max, Sabine H., Sascha, Peter und Jens erzählen lassen.
Ihr wisst ja: Bilder liegen auf dem digitalen Datenfriedhof, Erzählungen tragen zur Legendenbildung bei.
Und in 2026 wird es vielleicht dann doch wieder zwei Boote von Rotation auf der Stadtdurchfahrt geben – das Erlebnis und die Eindrücke auf der Fahrt sind es wert!
)*1
„Neuling“ (lat. novicius), der sich in einer Erprobungs- und Vorbereitungszeit befindet, um einem Orden oder einer religiösen Gemeinschaft beizutreten. Hier nehmen wir mal die Zeit zur Vollmitgliedschaft.
)*2
Eine Atmosphäre ist eine objektiv spürbare Gegebenheit oder ein Zustand, der durch das Zusammenspiel von Objekten, Personen und Umgebungsfaktoren entsteht, während eine Stimmung der affektiv-emotionale Zustand einer Person ist, der als Reaktion auf diese Atmosphäre oder aus sich selbst heraus entstehen kann. Kurz gesagt: Die Atmosphäre ist das, was einen Raum oder Ort umgibt und prägt, und die Stimmung ist das Gefühl, das man in dieser Atmosphäre hat.
)*3
Definition „zu zählende Brücke“ (Sascha): Eine Brücke zählt schon dann als Brücke, wenn durch den Spalt zweier Überbauten ein dicker Ruderer durchfallen kann. Ok, durchstopfen lassen wir auch gelten.



